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chwarzleute sind ein wachsender Berufszweig. Sie waren schon immer notwendig und bedeutend, schon wegen des Eisens als wichtigstem Rohstoff, aber seit die Gastechnik entwickelt wurde, wird immer mehr Kohle gebraucht, aus der das Gas ja erst extrahiert werden muss.
Schwarzleute sind nicht nur für die Förderung, sondern auch für die erste Verarbeitung der Rohstoffe zuständig. So verhütten sie das Erz, stellen Stahl her und stellen Gussteile her, und auch die neuen Gaswerke werden von ihnen betrieben. Dabei gibt es keine Spezialisierung, sondern ein Schwarzmann arbeitet immer in beiden Berufssparten - etwa die Hälfte der Gesamtarbeitszeit verbringt er in der Förderung, die andere Hälfte in der Verarbeitung. So wird auch einem zu großen gesundheitlichen Schaden durch Kohle- und Steinstaub entgegengewirkt.
Wenn Bauern in gewisser Weise aus der Sozialhierarchie herausfallen - Schwarzleute sind überhaupt nicht darin. In diesem Berufszweig werden sowohl Menschen mit organisatorischen und mathematischen Fähigkeiten gebraucht, als auch einfache Arbeiter, die mit Hacke, Schaufel und Sprengstab ihre harte Arbeit in den trutznoilanischen Erz- oder Kohleminen im östlichen Ausläufer des Mittelkammes oder in den Tagebaugebieten südlich des Holzwassers tun. Wer sich dafür entscheidet, Schwarzmann zu werden, tritt damit aus der städtischen oder ländlichen Gesellschaft aus und in eine ganz eigene Gemeinschaft ein, die ganz eigene Regeln, Traditionen und Privilegien hat.
Das wird schon in ihrem Äußeren deutlich. Schwarzleuten ist es als einziger nicht-oberen Bevölkerungsgruppe erlaubt, das Haar am Oberkopf lang zu tragen, um ihre traditionelle Frisur, einen geflochtenen Haarkranz über kurzgeschnittenen Nackenhaaren, zu ermöglichen, die früher zum Abpolstern der harten Eisenhelme diente. Ihre schweren, eisenbeschlagenen Stiefel ersetzen sie auch in der Stadt nicht durch leichteres Schuhwerk, ebensowenig wie sich ihre aus dickem, am Knie verstärktem Stoff bestehenden und gleichmäßig relativ eng anliegenden Hosen oder die breiten Nierengürtel und kurzen Jacken an die gerade aktuelle Mode anpassen. Die Kleidung kombiniert seit Jahrhunderten schwarz mit ausschließlich leuchtenden, starken Farben, dabei aber immer nur eine - schwarz und gelb, schwarz und rot, schwarz und grellgrün etc. Das Befremdlichste an ihrem Aussehen ist aber wohl auch gleichzeitig das Simpelste: der dicke, schwarze Strich, den sie unter ihre Augen malen, was ihnen ein etwas martialisches Aussehen verleiht.
Es ist kein Wunder, dass Schwarzleute unter der Restbevölkerung ein zwiespältiges Ansehen haben - einerseits kann keiner ihren immensen Wert für die Gesellschaft bestreiten oder die schwere, teils auch gefährliche Arbeit verachten, die sie verrichten, andererseits aber entspricht diese Arbeit nicht dem, was normalerweise als erstrebenswert gilt, sondern nähert sich auf verwirrende Weise dem an, was einige Dienstleister tun müssen. Gleichzeitig wirken sie durch ihre alten Traditionen sehr fremd, ja, teilweise hochmütig, was sie noch mehr in ihre stolze Absonderung treibt. Freundschaften zwischen Schwarzleuten und anderen Bürgern sind selten, auch Familienbande lockern sich deutlich beim Eintritt in den Schwarzmannsbund.
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